Mineralwasser gehört in der Schweiz zu den beliebtesten Getränken.

Quellen: SMS, SBV, EAV

Mineralwasserkonsum steigt, Weinkonsum sinkt

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Mineralwasser belegen beim Getränkekonsum den ersten Platz, an zweiter Stelle folgen Softdrinks und an dritter Bier. Mineralwasser legt am stärksten zu. Herausforderungen der Getränkebranche sind die Swissness-Vorlage, die Verordnungsrevisionen LARGO und das Ungesund-Image von stark gezuckerten Getränken.

Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor schätzt Softdrinks als Wachstumsmarkt ein – sowohl in der Schweiz als auch global. Im Jahr 2014 betrug der weltweite Konsum verpackter Getränke gemäss Euromonitor fast 912 Milliarden Liter, etwa 18 Milliarden Liter mehr als im Vorjahr. Experten zufolge wird er noch weiter steigen: Sie sagen ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 3,4 Prozent voraus. Treiber des globalen Anstiegs sind vor allem die Regionen Asien/Pazifik mit China und Japan sowie Naher Osten/Afrika. In Europa ist der Markt noch zweigeteilt: Auf der einen Seite die bestens versorgten Industrienationen Westeuropas, auf der anderen Seite Osteuropa, das mit 5,5 Prozent Wachstum bis 2019 noch Potenzial verspricht. Das globale Verhältnis von alkoholfreien und alkoholischen Getränken beträgt nach wie vor etwa 70 zu 30 Prozent.

Mineralwassermarkt weiterhin wachsend
Der Pro-Kopf-Konsum nimmt in der Schweiz gemäss dem Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) stetig zu, vor allem dank Gesundheits- und «Lifestyle»-Motiven. Der Trend geht weg vom stark kohlensäurehaltigen Wasser hin zum «stillen» oder leicht kohlesäurehaltigen. Im Kalenderjahr 2015 hat der Mineralwasser-Gesamtmarkt gemäss SMS ein Wachstum von 4,7 Prozent auf 964 900 000 Liter (Vorjahr 921 400 000 Liter) verzeichnet. Die Inlandproduktion steigerte sich um 2,3 Prozent von 565 800 000 Liter auf 578 800 000 Liter. Die Exporte wuchsen von 7 600 000 Liter auf 7 900 000 Liter, was einer Zunahme von 3,9 Prozent entspricht. Die Importe nahmen von 363 200 000 Liter um 8,5 Prozent auf 394 000 000 Liter zu. Sie machen einen Anteil von nahezu 41 Prozent der gesamten Mineralwasserverkäufe aus. Mineralwässer aus Italien mit 47,8 Prozent, Frankreich mit 41,6 Prozent und Deutschland mit 9,7 Prozent machen 99,1 Prozent aller Importe aus. Mehrheitlich stammen diese Mineralwässer aus Quellen ganz in der Nähe der Schweiz. Der provisorisch berechnete Pro-Kopf-Konsum dürfte sich auf rund 115 Liter belaufen. Damit ist natürliches Mineralwasser das beliebteste (kalte) Getränk in der Schweiz.

Der Gesamtverkauf der Erfrischungsgetränke (Soft Drinks) nahm im Vergleich zu 2014 leicht um 1,5 Prozent von 594 300 000 Liter auf 603 400 000 Liter zu. Die Inlandproduktion ging hingegen um 1,9 Prozent von 515 400 000 Liter auf 505 800 000 Liter zurück. Auch die Exporte verringerten sich von 42 100 000 Liter auf 35 300 000 Liter, was einer Abnahme von 16,2 Prozent entspricht. Die Importe wuchsen von 121 000 000 Liter um 9,8 Prozent auf 132 900 000 Liter und machten 22 Prozent der gesamten Erfrischungsgetränkeverkäufe aus. Die Importe stammen mehrheitlich aus Deutschland (33,4 %), Italien (26,8 %), Frankreich (12,4 %), Tschechische Republik (7,4 %), Österreich (4,7 %), Polen (3,9 %) und Portugal (3,9 %). Der starke Anstieg der Importe ist aufgrund der Euroschwäche und dem damit einhergehenden Einkaufstourismus beziehungsweise den Parallelimporten durch Schweizer Detailhändler zu erklären.

Der Frankenschock und die damit einhergehende Zunahme des Einkaufstourismus und der Parallelimporte führen dazu, dass die Branche gleichzeitig innovativ aber auch noch effizienter arbeiten muss, um profitabel bleiben und die Arbeitsplätze in der Schweiz sichern zu können. Der noch höhere Margendruck aus dem Detailhandel, die rückläufigen Hotellerie- und Gastronomiezahlen mit dem Ausbleiben der Touristen aus dem europäischen Raum aufgrund des schwachen Euros sind weitere Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Swissness und Verordnungsrevisionen
Nach wie vor hält die Swissness-Regulierung die Lebensmittelbranche auf Trab. Der Bundesrat hat das Verordnungsrecht zur Swissness-Vorlage im letzten September genehmigt. Die neue Swissness-Gesetzgebung und insbesondere die Verordnung über die Verwendung von schweizerischen Herkunftsangaben für Lebensmittel (HasLV) lassen für die Branche aber weiterhin etliche Fragen unbeantwortet. Der Gesetzgeber bestimmt zwar in Art. 3 HasLV, dass das Wasser in die Swissness-Berechnung einbezogen werden darf, wenn es für ein Getränk wesensbestimmend ist und nicht der Verdünnung dient, doch zeigt sich nun im Einzelfall, dass es Unschärfen gibt. Hier bemüht sich der SMS um eine klare Auslegung der Rechtslage.

Eine andere politische Grossbaustelle ist das Projekt LARGO. Im Juni 2015 eröffnete der Bund das Anhörungsverfahren zu diesem Projekt, mit dem das schweizerische Verordnungsrecht im Bereich der Lebensmittel an das europäische angepasst werden soll. Über 2000 Seiten zu 27 Verordnungen mussten analysiert und verglichen werden. Klar ist, dass ein solch grosses Unterfangen auch viele Fragen und Unsicherheiten aufkommen lässt. Bundesbern ist somit gefordert, gerade hier nicht den bekannt-berüchtigten Swiss Finish einzuführen. Der SMS fordert, technische Handelshemmnisse ab- und nicht neu aufzubauen!

Herausforderung bei gezuckerten Getränken
Die World Health Organisation (WHO) hat im April 2015 in ihrem Kampf gegen Übergewicht die Empfehlung herausgegeben, den Konsum von Zucker auf unter 5 Prozent der täglichen Energieaufnahme zu reduzieren. Und in Europa werden die Forderungen nach neuen Steuern auf Lebensmittel wie unlängst die Pläne für eine Zuckersteuer auf Erfrischungsgetränken in Grossbritannien immer wieder laut. Gemäss SMS machen Erfrischungsgetränke in Europa weniger als 3 Prozent der durchschnittlichen täglichen Kalorienzufuhr aus. Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas) sind neben genetischen und soziodemographischen Faktoren zur Hauptsache auf eine unausgewogene Ernährung und auf zu geringe körperliche Betätigung zurückzuführen. Die Bekämpfung von Übergewicht kann somit nur mit einem ganzheitlichen Ansatz erfolgen. Eine Besteuerung von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken bringt gemäss SMS daher nichts. Es habe sich auch immer wieder gezeigt, dass solche diskriminierenden Vorstösse nicht nur die finanzielle Last der Konsumenten erhöhen, sondern vor allem auch einkommensschwächere Haushalte belasten, ohne die öffentliche Gesundheit zu verbessern oder die Übergewichtsraten zu reduzieren.

Biermarkt leicht im Plus, Wein und Schnaps im Minus
Der Biermarkt Schweiz verzeichnete im Braujahr 2014/15 eine leichte Zunahme von 0,1 Prozent auf 4 649 027 hl. Das Resultat ist geprägt durch eine Steigerung des Inlandausstosses um 1,8 Prozent auf 3 458 261 hl, was einem Marktanteil von 74,4 Prozent entspricht. Die Bierimporte verzeichneten hingegen ein Minus von 4,4 Prozent auf 1 190 766 hl Bier. Europaweit ist der Bierkonsum rückläufig. Der Frankenschock und die Zunahme des Einkaufstourismus setzen die Brauereien unter Druck. Andererseits nimmt die Biervielfalt hierzulande seit Jahren zu. Und es besteht ein Boom zu nebenberuflichem Brauen: Aktuell sind 632 aktive Braustätten bei der Eidgenössischen Zollverwaltung registriert. 1985 waren es nur 35. Der grösste Teil dieser Mikrobrauereien wird nebenberuflich betrieben, denn die 50 grössten Brauereien brauen über 99 Prozent des Schweizer Bieres.

Der Alkoholkonsum geht weiter zurück. 2014 war der Kopfkonsum 8,1 Liter reiner Alkohol gegenüber 8,3 Liter im Vorjahr. Hauptursache ist der sinkende Weinkonsum. Die Bevölkerung in der Schweiz hat im Schnitt einen Liter weniger konsumiert als im Vorjahr (2014: 35,1 Liter; 2013: 36,1 Liter). Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei den Schweizer Rotweinen. Einzig die Schaumweine entziehen sich diesem rückläufigen Trend. Als Folge des gleichzeitigen Rückgangs der Importe und der einheimischen Produktion war auch der Spirituosenkonsum rückläufig: 2014 fiel er von 3,8 auf 3,7 Liter.

Getränkeverpackungen werden leichter und ökologischer
Glas, der Klassiker unter den Getränkeverpackungen, schützt seit jeher die Produkte perfekt, da es inert und diffusionsdicht ist. Eine der permanenten Herausforderungen für die Verpackungsglasindustrie ist die Fertigung von Leichtglasbehältern. Das ist auch gelungen. Europaweit war die Getränkedose in den vergangenen Jahren sehr gefragt. Allein 2014 wurden auf dem gesamten Kontinent 63 Milliarden Dosen verkauft. Auch bei PET tut sich viel: in Sachen Lightweighting ebenso wie beim Einsatz von recycelten PET-Rohstoffen oder pflanzlichen Rohstoffen. Darüber hinaus entwickeln Maschinenbauer Innenbeschichtungen mit einer Glashaut, die sensiblen Getränken besonders auch in kleineren Behältern eine längere Haltbarkeit verspricht.