Aussenhandel und Konsumtrends im Fokus

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Die Schweiz ist bei Lebensmitteln ein stark importorientiertes Land. Vor allem pflanzliche Produkte werden importiert. Exporte beinhalten vor allem verarbeitete und zusammengesetzte Produkte. Wichtige Konsumtrends betreffen nachhaltige, regionale, gesunde, vegetarische und allergenfreie Produkte.

Die Lebensmittelkette umfasst den Weg von der Rohstoffproduktion in Landwirtschaft und Fischerei über die Verarbeitung und den Handel bis zur Mahlzeit auf dem Teller der Konsumenten. Gemäss Verfassung hat der Bund für eine sichere Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu sorgen, angesichts der wachsenden Bevölkerung eine anspruchsvolle Aufgabe. Der Verbrauch pro Einwohner ist – bezogen auf den Energiewert der Nahrungsmittel – weitgehend stabil. Hinsichtlich unserer Ernährungsgewohnheiten ist indessen ein deutlicher Wandel auszumachen. Beispielsweise ging der Verbrauch von Konsummilch und von Fleisch gegenüber den 1980er-Jahren zurück. Der Verbrauch von Geflügelfleisch war jedoch weiterhin zunehmend. Der Schweizer Aussenhandel hat 2016 gemäss dem Agrarbericht des BLW 2017 nach einer Baisse im Vorjahr wieder an Schwung aufgenommen: Die Ein- und Ausfuhren waren mit 173,5 beziehungsweise 210,6 Milliarden Franken um 4,3 Prozent respektive 3,8 Prozent höher als 2015. Die Handelsbilanz schloss 2016 mit einem Exportüberschuss von 37,1 Milliarden Franken ab, das entspricht einer halben Milliarde Franken mehr als 2015.

Die Handelsbilanz
Der Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen hat sich im Berichtsjahr 2016 insgesamt dynamisch entwickelt. Gegenüber 2015 stiegen die Importe wertmässig um 0,4 auf 11,9 Milliarden Franken und die Exporte um 0,2 auf 8,7 Milliarden. Die Handelsbilanz bei den Landwirtschaftsprodukten schloss 2016 mit einem Importüberschuss von 3,2 Milliarden Franken, das sind 0,2 Milliarden mehr als 2015. Im Berichtsjahr stammten 74,5 Prozent der Landwirtschaftsimporte aus der EU. 60 Prozent der Exporte wurden in den EU-Raum getätigt. Im Vergleich zu 2015 stiegen die Importe aus der EU um 0,4 auf 8,7 Milliarden Franken und die Exporte in den EU-Raum um 0,1 auf 5 Milliarden Franken. Die Handelsbilanz mit der EU bei den Landwirtschaftsprodukten schloss 2016 mit einem Importüberschuss von 3,7 Milliarden Franken ab. Landwirtschaftsprodukte hat die Schweiz 2016 wertmässig am meisten aus Deutschland eingeführt, gefolgt von Italien und Frankreich. Etwa 60 Prozent der Importe aus der EU stammten aus diesen drei Ländern. Rund 57 Prozent der Exporte in die EU gingen 2016 in die drei Länder Deutschland, Frankreich und Italien. Im Berichtsjahr wurden vor allem Getränke, tierische Produkte (inkl. Fische), Genussmittel (Kaffee, Tee, Gewürze) sowie Früchte eingeführt. Die wertmässigen Getränkeeinfuhren setzten sich vor allem aus rund 60 Prozent Wein, 20 Prozent Mineralwasser und etwa 15 Prozent Spirituosen zusammen. Von den Gesamteinfuhren unter dem Titel «Tierische Produkte, Fische» waren rund 40 Prozent dem Sektor Fleisch, gut 30 Prozent dem Sektor Fisch und der Rest dem Sektor zubereitetes Fleisch und Fleischkonserven zuzuordnen.

2016 wurden wie in den Vorjahren vor allem Genussmittel und Getränke exportiert, gefolgt von Nahrungsmittelzubereitungen, Getreide und Zubereitungen sowie Milchprodukte. Unter den Genussmitteln waren es vorwiegend Kaffee mit 2015 Millionen Franken (2015:1943 Mio. Fr.) sowie Schokolade und kakaohaltige Nahrungsmittel mit 785 Millionen Franken (2015: 786 Mio. Fr.). Hauptanteile bei den Nahrungsmittelausfuhren bildeten die Lebensmittelzubereitungen, Kaffee-Extrakte, Suppen und Saucen.

Trends von morgen
Das Marktforschungsunternehmen Mintel hat in einem 44-seitigen Bericht die Trends von morgen zusammengefasst. Im Jahr 2018 werden Transparenz, Selbstfürsorge, neue Sinneseindrücke, Personalisierung und technologische Revolutionen in den Fokus rücken.

  • Für Konsumenten spielen die Transparenz des Herstellungsprozesses sowie die Herkunft der Lebensmittel bei der Lebensmittelauswahl eine immer grössere Rolle. Konsumenten wollen Produkten, Herstellern und Händlern vertrauen. Unternehmen müssen deshalb mehr Offenheit hinsichtlich ihres Herstellungsprozesses, ihrer Zutaten und Lieferketten zeigen.
  • Hektik, Stress und gesellschaftliche Veränderungen treiben Konsumenten an, sich verstärkt um sich selbst und damit auch um eine ausgewogene Ernährung zu kümmern. Sie suchen deshalb nach Produkten, die die richtigen Nährstoffe bieten, sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken und damit die Selbstpflege unterstützen.
  • Personalisiertes Einkaufen wird zum Trend. Hauszustellung, Abonnementdienste und automatisches Nachfüllen von Kühlschränken: Die Online-Welt bietet für den Konsumenten jetzt schon eine Vielzahl von Einkaufsmöglichkeiten. Und für Hersteller und den Handel die Möglichkeit, individuelle Empfehlungen und Lösungen anzubieten.
  • Lebensmittelressourcen werden durch die weltweit steigende Bevölkerungszahl knapper. Im Jahr 2018 werden erste neue Technologien den Weg für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ebnen. Damit werden vor allem ernährungsbewusste Konsumenten angesprochen, für die Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle beim Einkauf spielt.


Bio-Branche weiter im Aufwärtstrend
Der globale Bio-Markt nähert sich einem Umsatz von 90 Milliarden US-Dollar und entwickelt sich positiv bei glänzenden Zukunftsprognosen. Besonders hoch sind die Wachstumsraten in Nordamerika und Nordeuropa. In den USA beträgt der Bio-Marktanteil 5 Prozent, die Organic Trade Association (OTA) beziffert den Umsatz 2016 auf 43 Milliarden US-Dollar. Auch Europa verzeichnet gute Ergebnisse. In Deutschland wuchs der Bio-Markt 2016 laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) um knapp 10 Prozent. In Frankreich wurde gemäss Agence Bio für den gleichen Zeitraum sogar ein Plus von mehr als 20 Prozent berechnet. Auch das Vereinigte Königreich befindet sich mit einem Zugewinn von 7 Prozent zurück auf dem Wachstumspfad. Bereits 2015 hatten Spanien, Irland und Schweden Zuwächse von mehr als 20 Prozent verbucht. Schweden und Frankreich gehören auch 2016 wieder zu den europäischen Spitzenreitern.

Regionale und nachhaltige Produkte befinden sich im Schweizer Detailhandel weiter auf Wachstumskurs. Coop beispielsweise konnte 2017 in den nachhaltigen Sortimenten auf sehr hohem Niveau zulegen. Der Nachhaltigkeitsumsatz betrug 4,3 Milliarden Franken (+10,4 %). Allein mit Bio-Produkten erzielte Coop 1,4 Milliarden (+10,7 %). In der Schweiz ist Coop nach eigenen Angaben Bio-Leader. Auch bei der Migros: Für über 970 Millionen Franken (+3 %) wurden Produkte des Sortiments «Aus der Region. Für die Region.» verkauft. Auch Produkte mit ökologischem oder sozialem Mehrwert erfreuen sich mit einem Umsatz von 2,964 Milliarden Franken (+3,8 %) immer grösserer Beliebtheit. Besonders hervorzuheben sind das Migros-Bio-Sortiment und das Nachhaltigkeitsprogramm Terra Suisse. Zusammen sind sie für mehr als die Hälfte des Umsatzes verantwortlich. Mit gesamthaft 4,021 Milliarden Franken liegt der Umsatz mit Nachhaltigkeits- und Regionallabeln sowie dem Gesundheitslabel «aha!» (CHF 87 Mio.) um 3,6 Prozent über dem Vorjahr.

Nicht unerwähnt sei der Konsumtrend der zumeist exotischen Superfoods mit Betonung derer Nährstoffe, der allerdings eher den Marketingtrends zuzuordnen ist als dem Trend zu Health Claims mit anerkannten Gesundheits-Aussagen. Und nicht zuletzt sei erwähnt, dass seit dem 1. Mai 2017 drei Insektenarten in der Schweiz als Lebensmittel zugelassen sind. Es gibt zwar noch keine nennenswerte Schweizer Produktion. Der Import ist bewilligungspflichtig, aber bereits sind Insektenkochbücher im Verkauf. Medienberichte zu diesem Thema häufen sich. Coop lancierte Insektenprodukte und namhafte Institute, Konzerne und Startups forschen und bearbeiten Projekte zu diesem ökologisch vorteilhaften «Fleisch».

Verarbeitete Produkte werden gesünder
Im allgemeinen Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein sollen auch verarbeitete Lebensmittel gesünder werden. In «actionsanté», einer Initiative des BLV, versprechen mehrere Hersteller und Grossverteiler als freiwillige Partner, gewisse Produkte gesünder zu machen. Actionsanté ist Teil der Umsetzung der Schweizer Ernährungsstrategie (Details unter www.bag.admin.ch) und ist mit vier Aktionsbereichen breit aufgestellt:

  • Aktionsbereich Zusammensetzungund Angebot von Lebensmitteln:  Die Unternehmen passen die Zusammensetzung von Lebensmitteln an, um deren Gehalt an Fett, Zucker, Salz und Energie zu reduzieren, und sie bieten vermehrt Produkte mit einem ausgewogenen Gehalt an Fett, Zucker, Salz und Energie an.
  • Aktionsbereich Marketing und Werbung: Die Unternehmen verpflichten sich, die Vermarktung und Bewerbung von stark salz-, zucker- oder fetthaltigen Lebensmitteln gegenüber Kindern einzuschränken.
  • Aktionsbereich Gesundheitskompetenz:Die Unternehmen tragen entweder dazu bei, dass Konsumenten die Informationen auf den Lebensmittelverpackungen besser verstehen, oder sensibilisieren die Bevölkerung mittels Angeboten, Produkten oder Dienstleistungen auf die Bedeutung der Bewegung.
  • Förderung eines bewegungsfreundlichen Umfelds: Die Unternehmen schaffen bewegungsfreundliche Aktivitäten und Umfelder, um die Alltagsbewegung und den Sport zu fördern.